DANCING HOUSE wurde mit dem 1. Platz
beim
LichtRouten Preis 2013 ausgezeichnet.
Das Kurmittelhaus zum Tanzen bringenDie dritte Projektionsbiennale "Lichtsicht" in Bad Rothenfelde, die am heutigen Samstag eröffnet wird, bringt den Betrachter richtig in Bewegung. Dieses Mal heißt es nicht nur, die Medienkunstwerke zwischen altem und neuem Gradierwerk und Kurpark-Teichen spazierend zu entdecken, sondern der Österreicher Klaus Obermaier fordert den Betrachter vor dem Kurmittelhaus zu gymnastischen Übungen heraus.
Denn je mehr Bewegung in einem umrissenen Feld vor dem Kurmittelhaus, desto stärker verändert sich die Projektion auf der Fassade. Der Medienkünstler, Regisseur und Choreograf projiziert ein Foto von der klassizistischen Fassade des Kurmittelhauses deckungsgleich auf das Gebäude. Mittels Kamera nimmt er die Bewegungen der Betrachter auf und lässt sie drei verschiedene Programme beeinflussen. Einmal zucken Lichtblitze, dann geraten konstruktive Raster in Bewegung und schließlich gerät der Verbund der Steine in Auflösung. Wenn sich der Betrachter heftig genug bewegt, kann er die ganze Fassade zum Einsturz bringen.
Mindener TageblattUrsula Koch, 1. Oktober 2011
Lebendiges Echtzeitkunstwerk Mit der sehenswerten Performance „the concept of… (here and now)“ des österreichischen Medienkünstlers Klaus Obermaier startete am Samstag die „lichtsicht“ in Bad Rothenfelde.
Elektronische Klänge hallen durch die salzhaltige Luft am Neuen Gradierwerk. Auf einer Bühne erscheinen zwei Tänzerinnen im Scheinwerferlicht, die zur Musik eine expressive Abfolge aus statischen Figuren und dynamischen Bewegungsabläufen inszenieren.
Gleichzeitig werden ihre Körper von Kameras auf der Bühne aufgezeichnet, ihre Bilder in einem PC moduliert und das Ergebnis auf eine riesige Leinwand projiziert, die am Gradierwerk befestigt ist. Hier mutieren die Körper zu entmaterialisierten grafischen Strukturen oder verdichten sich zu abstrakten Landschaften aus bewegten Vertikalen in Rot und Weiß.
Die Musik verändert sich. Nach den Sphärenklängen von José M. Sánchez-Verdú kommt bizarre Rhythmik in einer Eigenkomposition von Obermaier selbst ins Spiel. Die Tänzerinnen, jetzt schwarz-weiß gekleidet, transformieren auf der Leinwand zu flächigen, Schlieren ziehenden Gefügen, körperhaft, sinnlich. Ein lebendiges Echtzeitkunstwerk, für die Faszination des Moments kreiert.
Die Blicke der Zuschauer switchen zwischen Bühne und Leinwand, zwischen Realität und künstlerischer Konversion. Die Perspektive der Kamera subsumiert sich dank der Verfremdung durch den PC zu einer neuen Sehweise.
Zu einem Finale laden Obermaier und die Tänzerinnen von der Accademia Nazionale di Danza in Rom mit der Musik von Alessandro Scarlatti ein. Durch eine von dem Österreicher programmierte Software werden jetzt nicht nur die Bilder, sondern auch die Barocksounds zerhackt, gescratcht, zu neuer Ästhetik komponiert.
Humoresk kitzelt ein überdimensionaler Fuß eine am Boden liegende Frau, die sich vor Lachen krümmt. Hier wird klar, dass den Tänzerinnen die schwierige Aufgabe obliegt, in bestimmten Sequenzen der Performance sowohl zu agieren als auch die Leinwand im Auge zu behalten, damit die erzeugten Bilder inhaltlich auch „stimmen“.
Schließlich vervielfältigt Obermaier die Tanzenden zur Originalmusik Scarlattis, choreografiert sie raumgreifend auf der Riesenleinwand, bis ganze Heerscharen in Tutus bei einem wahren Feuerwerk auseinanderbranden.
Neue Osnabrücker ZeitungTom Bullmann, 3. Oktober 2011
3. Projektionsbiennale Bad RothenfeldeDer österreichische Künstler Klaus Obermaier ist mit „Dancing House“ von 2011, einer interaktiven Videoinstallation und Projektion auf das Kurmittelhaus vertreten. Bei starker Bewegung durch den Zuschauer auf einer dafür vorgesehenen, markierten Bodenfläche geraten dessen Mauern scheinbar ins Wanken, Steine fliegen auseinander und erzielen interessante Effekte, die zum Staunen bringen.
osnabrueck-kultur.de Kultur Magazin für Osnabrück, 1. Okt. 2011